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Samstag, 30. November 2013

Ejaculatio praecox und gemischte Gefühle zwischen Klick-dich-krank und dem Umblättern von Buchseiten

Entspannte Zeit - ganz ohne 'Klick-dich-krank-Krankheit'?
Cyberchondrie?
Cyberchondrie (1) ist ein Zustand wie beim Morbus clinicus.
Der Mensch identifiziert sich etwas zu ‚empathisch’ mit einer Krankheit und Angst kriecht in sein Bewusstsein.

Beim Morbus clinicus sucht der Medizinstudent nach einer Vorlesung an der Universität nahezu hypochondrisch und krampfhaft bei sich selbst nach Beschwerden, die der Professor während der Vorlesung erwähnt hat.

„Was sagte der Professor über Ejaculatio praecox?“
"Wie ist das mit dem frühzeitigen Samenerguß, dieser Ejaculatio praecox?"
"Hatte ich....?"
„Stimmt etwas in meiner Beziehung zur Freundin nicht?"
"Was denkt sich meine Freundin?“


Liebe LeserInnen,
beim Morbus Cyberchondrie klickt sich der Mensch im Internet in die Krankheit. Medizinische Bücher und medizinische Vorlesungen sind da Nebensache.  
Die Cyberchondrie ist eine 'Klick-dich-krank-Krankheit'.

Was die Freundin sieht?
Was die Freundin sieht und erlebt, wissen wir nicht.
Was sie denkt, das bleibt für uns – hinter Asparagus versteckt - auf dem Bild nicht sichtbar.
Es ist zumindest anzunehmen, dass die Freundin die Frage nach der Ejaculatio praecox und den damit verbundenen 'männlichen' Vermutungen der 'Unzulänglichkeit' mit „no“ beantwortet.
Sie wird wohl dem Freund bestätigen, dass 'alles' stimmt.
*Alles ist in Ordnung. Wir sollten mehr miteinander reden!" 
Foto: Dr. med. Anne Zehentbauer Creative Commons Lizenzvertrag

http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

Die Freundin wackelt mit dem Kopf?
Falls die Freundin bedenklich mit dem Kopf wackelt, dann sollte ein Fachmann derartige Probleme abklären und nicht das Internet.

Hypochondrie vor und nach Internet?
Irgendwann wird fast jeder immun gegen jede Art von 'Ich-bin-krank-Gedanken'. Diesbezügliche positive Endergebnisse ließen sich bei Medizinstudenten beobachten.
Bei den früher auch ohne Internet-Zugang durch medizinische Vorlesungen traumatisierten Medizinstudenten gab sich dieser verworrene Zustand zumindest nach einiger Zeit.

Keine Veränderung des Zustands?
Falls die Krankheitsbefürchtungen - mit oder ohne Internet-Besuch - nicht wieder vergehen wollen, dann sind psychotherapeutische Gespräche angezeigt. Es ist dann weniger an eine Cyberchondrie zu denken, aber an eine Hypochondrie (6).

Funktionelle Störungen?
Wenn aber tatsächlich funktionelle körperliche Störungen im Sinne einer Ejaculatio praeox (7) - wie von unserem Medizinstudenten befürchtet - bestehen, dann würde ich vorschlagen, einen Facharzt für Urologie aufzusuchen.
Leider gehen nicht einmal 10 Prozent der unter einer Ejaculatio praecox leidenden Männer zum Arzt.
Je nach Studie leiden zwischen 3 und 30 Prozent der Männer an vorzeitigem Samenerguss. Dieses Leiden gehört zu den häufigsten sexuellen Funktionsstörungen des Mannes.

Liebe LeserInnen,
eine digitale Demenz (3) sollten Sie übrigens bei einem Cyberchondrie-Syndrom auf keinen Fall befürchten.
Sie werden sich auch nicht zu einem Cyborg (2)verwandeln, dadurch, dass Sie im Internet auf Tour sind und Informationen sammeln.

Die Kommunikation im Internet (Social Media) regt Sinne und Sinnlichkeit an.
„Sinnlichkeit (19) ist - neuro-biologisch betrachtet - die Fähigkeit, Sinneswahrnehmungen mit Sexualität im Unterbewusstsein zu assoziieren.“ – Marc Chatenieu: (19)

Sinneseindrücke können aufgrund der Einordnung in Raum und Zeit eine Quelle für Erkenntnis sein, meint Immanuel Kant. Sinnlichkeit ist die Fähigkeit (Rezeptivität) über den Sinnesapparat von seiner Umgebung angeregt zu werden (19).

Dass sich diese sinnliche Frau auf dem Bild unten zu einem cyborg-ähnlichen Wesen (2) verwandelte, hat also nichts mit ihrer Sinnlichkeit zu tun.
Das lag auch nicht am Internet, sondern an meinem Filzstift.


Was diese sinnliche Frau sieht und erlebt.....?
Foto: Dr. med. Anne Zehentbauer Creative Commons Lizenzvertrag
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
    
Filzstift und der wandernde rote Bereich?
Ach ja, noch kurz etwas zum Filzstift und zum ‚wandernden roten Bereich'.
Kürzlich hatte eine Patientin einen 'roten Bereich' auf der rechten Brust.
Sie suchte nicht lange im Internet nach einer Erklärung.
Als die von ihr sich selbst verordnete Pferdesalbe nichts half, ging die Patientin zu ihrer Frauenärztin.

So ein bedenklicher Fleck wurde zur Mammographie mit der Diagnose 'V. a. Mammakarzinom' geschickt.

Die Patientin ging jedoch lieber zuvor zu ihrem Rheumatologen, der ein Erythema migrans (wandernde Rötung nach Zeckenbiss und verursacht durch Borrelien) diagnostizierte. Er nahm Blut ab und behandelte antibiotisch.

Begeistert war die Patientin nicht gerade von der Einnahme eines Antibiotikums. Sie schluckte das Antibiotikum jedoch tapfer.
Aufgrund der verschiedenen ärztlichen Meinungen misstrauisch geworden, misstraute sie auch dem Antibiotikum.

"Ob das Antibiotikum hilft?"

Mit einem Filzstift  umkreiste die misstrauisch gewordene  Patienten den roten Wanderfleck.
Am nächsten Tag war die Rötung schon nicht mehr gewandert. Der Fleck war kleiner geworden. Nach wenigen Tagen verschwand die Rötung völlig.

Was lernen wir daraus?
Eine zweite fachliche Meinung einzuholen ist sinnvoll!
Es gibt nun eben verschiedene fachliche Sichtweisen mit und ohne Internet.
Diese anfängliche Pferdesalben-Behandlung und die Fehleinschätzung des roten Flecks lassen sich zumindest nicht als Internet-Nebenwirkung einordnen. Da war gar nichts mit 'Klick durch das Internet' passiert.

Ist das Internet nun ein Hexenwerk oder ein Zauberwerk für neuzeitlichen Informationsaustausch?
Die digitale Welt bietet eher ein Zauberwerk zum Lernen als unnütze Quacksalberei und Hexenkünste.  

Viel mehr an informellem Lernen (4, 5, 8, 9) im Internet in Gestalt von vernetztem 'Social Media für Ärzte' ist noch zu wünschen. 
Eine digitale Plattform für Patienten (Community) wäre ebenfalls angebracht, damit die ärztlichen Erfahrungen und die der Patienten besser überlappen. Die Cyberchondrie hätte dann vielleicht bald ein Ende.
Natürlich ist für Laien und Patienten eine sorgfältige fachärztliche Beratung und Begleitung im Internet erforderlich (9 - 18).


Ein Arzt- und Patienten-Projekt aus der Taufe heben?
Wer möchte das nicht, aber der Aufbau eines Arzt- und Patienten-Projekts – so eine Art ‚Arche Noah für Gesundheit’ - in der digitalen Welt,  bei Social Media, ist zweifellos ein längerer Prozess, der der Steuerung bedarf.
Der Erfolg oder Misserfolg wird davon abhängen, wie der Start für ein gemeinsames Projekt klappt. Es muss gelingen, Ärzte, Patienten und Laien dafür zu motivieren oder womöglich zu begeistern.

„Wenn du eine Arche Noah für Gesundheit bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen! Lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer!“ (Zitat, etwas frei nach Antoine de Saint-Exupéry) 

Was geht nicht alles im Internet und sonstwo! (9)
Birgit Lisa Zimmermann schrieb zu dem Thema 'Jugendberatung im Internet - was geht und was geht nicht im "Net"?' (9).
Es handelt sich um eine Analyse der verschiedenen Internetberatungsmöglichkeiten und -modelle anhand konkreter Beispiele.

In dieses Buch ...was geht und was geht nicht im "Net"  wollte ich mich einlesen und in alle weiteren Bücher zwischen Link 10 und Link 18.

Leider war der Buchhändler, Herr Vogl, in unserem Dorf zu beschäftigt, um meine telefonisch angebrachten Wünsche zu erfüllen.
Die Buchhandlung Voglbuch in Großkarolinenfeld war vollgestopft mit Kunden.
Da sage jemand, dass das Buch ausstirbt! 
Es wird begeistert online geklickt und gleichzeitig auch offline durch Buchseiten geblättert. 
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Dr. med. Anne Zehentbauer Creative Commons Lizenzvertrag
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
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(1) Cyberchondrie
(2) Cyborg
(3) Digitale Demenz
(4) Informelles Lernen
(5) Lernformen
(6) Psychotherapie bei Hypochondrie
(7) Ejaculatio praecox
(8) Completely self-taught, Kelvin has created his own radio station where he broadcasts news and plays music.
(9) Jugendberatung im Internet - was geht und was geht nicht im "Net"?: eine Analyse der verschiedenen Internetberatungsmöglichkeiten und -modelle anhand konkreter Beispiele
Autor Birgit Lisa Zimmermann
Verlag Books on Demand, 2004
ISBN 3833415657, 9783833415654
Länge 164 Seiten
(10) Tina Besley: Counseling Youth
(11) Elke von der Haar: Jugendberatung
(12) Stefanie Rolle: Hilfe per Mausklick – Möglichkeiten...
(13) Stefan Kühne: Handbuch Online-Beratung
(14) Birgit Knatz, Bernard Dodier: Hilfe aus dem Netz: Theorie und Praxis der Beratung per  E-Mail (Klett-Cotta, 2003, 223 Seiten.
(15) Elmar Etzersdorfer: Neue Medien und Suizidalität
(16) Verena Scherling: Die Leider der jungen Seele.
(17) Ron Kraus, George Stricke: Online Counseling
(18) Beate West-Leuer, Claudia Sies: Coaching – Ein Kursbuch für die Psychodynamische Beratung
(19) Sinnlichkeit


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